KOMM-Bildungsbereich

2000 - 2005

"Grenzenlos" - Fotografische Perspektiven zur EU-Osterweiterung

Kurzbeschreibung

Die Fotografien entstanden größtenteils in den neuen Beitrittsländern. Folgende 15 Fotografinnen und Fotografen sind beteiligt: Günter Derleth, Gerd Dollhopf, Karin Günther, Oliver Heinl, Christian Höhn, Reinhard Kemmether, Lajos Keresztes, Herbert Liedel, Jutta Missbach, Horst Schäfer, Petra Simon (Klang von Michael Pfisterer), Thomas Sternberg und Herbert Voll.

Die alten Grenzen zwischen Ost und West sind aufgehoben. Entgrenzung verbindet! Die Neugier wächst. Welche Traditionen, kulturellen Selbstverständlichkeiten und Originalitäten bereichern von nun an das europäische Haus? Eine Spurensuche, in der die Besucher der Ausstellung Neues und Altes, Ungewohntes und Gewöhnliches, Spannendes und Alltägliches entdecken werden.

Fotos und Informationen zu den einzelnen Konzepten der Fotografen:

Günter Derleth beobachtete mit einer im Auto angebrachten Lochkamera "Grenzflüsse - Flussgrenzen an Oder und Neiße": Die Aufnahmen mit dieser Kamera wirken mystisch, alles Bewegte erscheint licht und durchscheinend. Diese Arbeitsweise führt zurück zu den Wurzeln der Fotografie. Die Bilder entstanden über einen längeren Zeitraum und wurden nicht nachbearbeitet. So soll für den Betrachter der Fluss der Zeit sichtbar werden.
Negativ einer Landschaft mit einer Brücke, © Günter Derleth

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Gerd Dollhopf reiste an den Grenzen der neuen Beitrittsländer, um im Stil künstlerisch betonter Farbreportagefotografie Fragen nach Abgrenzung, Eingliederung und Veränderung aufzuwerfen. Es entstanden Bilder, die im übertragenen Sinne "Ideale und Idole" aus unterschiedlichen Zeiten, unterschiedlichen Ideologien oder einfach unterschiedlichen Lebensformen und -vorstellungen zeigen und zueinander in Bezug setzen.
Zwei zusammengefügte Bilder, einmal ein Schrein mit zwei Statuen und einmal ein Denkmal mit zwei Statuen, © Gerd Dollhopf

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Karin Günther war mit ihrer Kamera auf der Kurischen Nehrung in Litauen unterwegs. Diese ist eine der faszinierendsten Landschaften Europas - gleichzeitig Unesco-Kulturgut und Nationalpark. Auf dieser Landzunge beeindrucken hohe Wanderdünen und farbenfrohe Fischerhäuser. Ostpreußische Vergangenheit und litauische Gegenwart begegnen sich hier.
Dünenlandschaft mit Holzkreuz, © Karin Günther

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Ein ganzes Dorf war der Gegenstand der Arbeit von Oliver Heinl, denn er portraitierte jeden einzelnen Bewohner von Chrbonín in Südböhmen/Tschechien. Die Menschen erzählten von ihren Hoffnungen, ihren Wünschen und Geschichten aus dem Alltag. So entstand eine beeindruckende Bildserie von über 100 Menschen, die entweder vor geliebten Gegenständen oder an ihren Lieblingsorten fotografiert wurden. In der Ausstellung wird eine Auswahl dieser Arbeit gezeigt.
Portrait eines Mannes, © Oliver Heinl

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Christian Höhn zeigt eine Portraitserie mit ein bis zwei Personen pro neuem Beitrittsland, die jetzt in Nürnberg leben. Der Hintergrund der schwarzweißen Portraitbilder - in düsteren, fast antiquierten Farben gehalten - bietet jedoch keine Anhaltspunkte bezüglich der Herkunft des Portraitierten; im Zentrum steht der Mensch.
Portrait eines Mannes, © Reinhard Kemmether

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Reinhard Kemmether zeigt Reisebilder aus Polen vom Sommer 2004. Die Bilder erzählen Geschichten aus dem Alltagsleben nach dem EU-Beitritt und geben landschaftliche und architektonische Stimmungen unseres östlichen Nachbarn wieder.
Menschenmenge vor Heiligenstatuen, © Günter Distler

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Zwei großformatige, minimalistische Arbeiten des Fotografen Lajos Keresztes ergänzen sich gegenseitig. Sie verhalten sich komplementär zueinander, jedoch nicht widersprüchlich. Damit entsprechen sie den Prinzipien des "Yin und Yang", ursprünglich ein kosmologischer Begriff in der chinesischen Philosophie. Zwei einander ergänzende und bedingende Prinzipien, die als Urkräfte alles Leben durchdringen. Sie symbolisieren die Polarität archetypischer Gegensätze in der Natur und dem menschlichem Leben: "positiv - negativ, stark - schwach, hell - dunkel, männlich - weiblich, hart - weich". Das Tai-Chi-Symbol (oder Yin-Yang) repräsentiert eine Auffassung der Welt als System ständiger Veränderung.
Graue Fläche mit Strukturen, © Lajos Keresztes

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Ein "Rasendes Europa" ist der gedankliche Hintergrund zu Herbert Liedels Farbbildern. Die eingehende Beschäftigung des Fotografen mit stark differierenden Geschwindigkeitsvorschriften und mangelnden Tempolimits in den Ländern der EU soll Einblicke in die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen der EU-Erweiterung geben; die Bilder stehen als Sinnbild für die Bedrohung durch ungebremste Kommerzialisierung und Technisierung. Zu fiktiven Verkehrsschildern umgewandelte, teils zerstörte Ahnenbilder auf Grabsteinen in Tschechien lassen Assoziationen zu Todesursachen und Anonymität der Opfer zu.
Autobahnbrücke mit Geschwindigkeitsanzeige, © Herbert Liedel

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"Europa, das ist einfach zuhause." So sieht es eine der von Jutta Missbach portraitierten Polen, die auch Fragen der Fotografin beantworteten. Daher wird auch die Präsentation der querformatigen Schwarzweiß-Portraits durch die jeweiligen Statements, Ansichten, Wünsche oder Hoffnungen der Portraitierten ergänzt und somit ein Stimmungsbild des Landes nach dem Beitritt gezeichnet.
Frau in einer Häserschlucht, © Jutta Missbach

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Horst Schäfer ist mit zwei Bildserien vertreten: Die Bilder "Zauber von Zakopane" entstanden im polnischen Teil der Karpaten und zeigen Architektur und Natur. Die Serie "In den Straßen von Krakau" widmet sich den Menschen im Straßenbild der Stadt.
Joggende Frau vor Fitnessstudio, © Horst Schäfer

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Die Autoren Petra Simon und Michael Pfisterer stellen zeitgleich Standbilder der lokalen Nachrichtensendungen der zehn neuen EU-Beitrittsländer und der BR-Rundschau gegenüber. Das Ergebnis ist spannend in vielerlei Hinsicht. Wie ähnlich sind sich die Bilder, wodurch unterscheiden sie sich, inwiefern kann Mentalität und Eigenart des jeweiligen Landes in den einzelnen Standbildern sichtbar gemacht werden? Dazu entstand eine Video- und Audiocollage im Stil eines Musik-Video-Clips, die nochmals die einzelnen aufgezeichneten Nachrichtensendungen artifiziell verarbeitet und Fernsehen ohne Grenzen zur Realität werden lässt.
Nachrichtensprecherin, © Petra Simon

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Thomas Sternberg zeigt in der Serie "Öffentliche Bilder" eine Symbiose aus Architektur und werblichen Bildbotschaften. Aufnahmen aus räumlicher und zeitlicher Nähe stehen ohne Zwischenräume nebeneinander und nehmen aufeinander Bezug.
Zwei zusammengefügte Bilder, einmal ein Hochhaus und einmal eine Figur an einer Wand, © Thomas Sternberg

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Herbert Voll präsentiert drei Serien in dieser Ausstellung. Die erste Schwarzweiß-Serie zeigt Fotos aus dem Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Der Ort, der als Synonym für den Zivilisationsbruch der Menschheit gilt, wird auch dem neuen Europa immer Mahnung und Gedenken sein. Die zweite Schwarzweiß-Serie stellt Straßenmusikanten in Krakau vor. Die dritte Serie, in Farbe gehalten, offenbart den maroden Charme des alten Krakau und stellt es dem neuen gegenüber.
Pferdekutsche auf einer Straße, © Herbert Voll

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Ausstellung davor